Manuela Klöckner-Marseglia – 2024-02 fabianObjet

Alan Fabian



«Objet rotatoire pour piano et CD»
akustisch-virtuelle Installation, realisiert im Studio für elektronische Musik der Musikhochschule Köln (2002).

«Objet rotatoire», rotierendes Objekt, verbindet ein Rotationsprinzip mit dem sogenannten genetischen Algorithmus und ist das Produkt konsequent angewandter algorithmischer Komposition.
Den genetischen Algorithmus habe ich in der Programmiersprache Common Lisp konzipiert und als Package in OpenMusic (IRCAM Software) implementiert. Die Rotation bestimmt den formalen Ablauf, die inhaltlichen Strukturen basieren auf dem genetischen Algorithmus. Mit dieser Komposition beginnt mein eigentliches künstlerisches Forschen nach akustischem, künstlichen Leben. Das Darwinsche Modell der Evolution wende ich hier konsequent sowohl auf die elektroakustische Zuspielung, als auch auf den instrumentalen Part an. Der genetische Algorithmus erzeugt dabei erstaunlich organische Interpolationen von einem Initialisierungs-Zustand (Initial-Population) und einem Ziel-Zustand (Fitness-Funktion). Selektion, Vererbung und Mutation spielen dabei von Generation zu Generation die entscheidende Rolle. Die resultierenden Daten werden durch ein Netzwerk von musikalischen Parametern geleitet und entscheiden über kompositorische Details innerhalb dieses von mir streng determinierten Netzwerkes. Eine akustisch-virtuelle Installation möchte ich hier projizieren, in der ein Objekt rotiert und Leben innerhalb dieser objekthaften Skulptur simuliert wird. Künstliches Leben, elektroakustische Organismen, die über die Spannschrauben und Saiten im Klavier flitzen, ständig die Bewegungsrichtung ändernd, quatschend, kreischend, quitschend, kratzend und an den Metallteilen im Innenraum des Klaviers nagend, über die Saitenstege hüpfend und die Klangwelt des Klaviers assimilierend.

A. Fabian,
Programmheft music from code, Konzert 09.03.2008, Friedrichshafen, Medienhaus «Kiesel» am See